Wissenswertes
Gestalttherapie
Gestalttherapie
Definition
Gestalttherapie gehört zu den humanistischen Psychotherapieverfahren, welche davon ausgehen, dass in jedem Menschen viele und gute Qualitäten und Ressourcen liegen und die Tendenz vorhanden ist, sich selber weiterzuentwickeln.
Therapeut:in/ Berater:in und Klient:in arbeiten daher gemeinsam und auf Augenhöhe zusammen. Wertschätzung ist dabei von großer Wichtigkeit, denn nur mit gegenseitigem Vertrauen sind positive Veränderungen möglich.
Das primäre Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, Bewusstsein für verborgene Strukturen zu erlangen – insbesondere für nicht versorgte (alte und aktuelle) Bedürfnisse, damit darauf aufbauend eine Neuorganisation und Entfaltung möglich wird. Es geht dabei nicht um (fremde) Erwartungshaltungen, wie man selber oder das eigene Leben sein „müsste“, sondern um das, was wirklich da ist und um die Möglichkeiten, die es bietet.
Damit dies gelingt, benötigt es eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen und des „Feldes“, d.h. der auf das Leben und Erleben einflussnehmenden Faktoren. Das Feld kann aus einem breiten Spektrum an Faktoren bestehen, wie z.B. physischer Gesundheit, Witterung, Lebenswandel, Partnerschaft, Wohnsituation, Bedingungen am Arbeitsplatz, Familienhintergrund, gesellschaftliche Normen, Glaubenssätze u.v.m.
Um bei dieser Betrachtung nicht den Überblick zu verlieren, bedient sich die Gestaltberatung und -therapie an den namensgebenden Prinzipien aus der Gestaltpsychologie:
- Ein Ganzes ist etwas anderes als die Summe seiner Einzelfaktoren und -elemente
- Was ist dem Klienten oder der Klientin gerade besonders wichtig, was „brennt unter den Nägeln oder raubt den Schlaf – was ist „die Gestalt im Vordergrund?“
Gestalttherapie
Geschichte
Die Grundlagen der Gestalttherapie legte das deutsche Psychologenpaar Frederick „Fitz“ S. und Lore/ Laura Perls zusammen mit dem amerikanischen Philosophen und Literaten Paul Goodman in den 1950er Jahren und erweiterten diese in den kommenden Jahrzehnten. Von vielen Seiten wurde die Gestalttherapie als innovatives und wirksames Verfahren speziell in den 80ern und 90ern theoretisch und methodisch weiterentwickelt. Aufgrund von inhaltlich und juristisch mehr als fragwürdigen Gründen wurden 1999 in Deutschland mit dem Psychotherapeutengesetz (PsychThG) zahlreiche psychotherapeutischen Verfahren die Kostenübernahme durch die öffentlichen Krankenkassen vorenthalten, u.a. auch der Gestalttherapie. Erfahrungsgemäß übernehmen aber private Kassen und die Beihilfe die Kosten.
Gestalttherapie
Prinzipien
Als Kernprinzipien der Gestaltberatung und -therapie gelten:
1. Umfeld: Der deutsche Sozialpsychologe Kurt Lewin entwickelte – in Bezug zur Relativitätstheorie – die psychologische Feldtheorie, welche besagt, dass Menschen und ihre Umwelt immer in Beziehung zueinander stehen. Biologische (z.B. Genetik und Epigenetik), psychologische und vielfältige soziale (z.B. Familie, Schule, Arbeit, Organisationen, Gesetze) Faktoren wirken auf jeden Menschen ein. Es liegt nicht nur an der einzelnen Person, wie sich ihr Leben entwickelt. Daher ist es wichtig, sich diese Bereiche auch anzusehen.
2. Awareness: Gestaltberatung und -therapie gehen davon aus, dass positive Veränderungen voraussetzen sich über das, was in einem Selbst und um sich herum passiert, bewusst zu werden. Beispielsweise muss ich bewusst merken, dass mich jemand oder etwas ärgert, um prüfen zu können, ob hier eine Grenzverletzung stattfindet.
3. Dialogisches Prinzip: Therapeut:in/ Berater:in und Klient:in sprechen miteinander und reagieren aufeinander. Wir beide erzählen, hören zu, fragen nach, stellen in Frage und geben Informationen über uns preis. Dabei bin ich, als Therapeutin, auch als normaler Mensch – mit Stärken und Schwächen – an dem gesamten Prozess mit beteiligt.
4. Experiment: Viele Menschen haben Angst vor Fehlern. Aber ohne ein spielerisches Ausprobieren ist es nur sehr schwer möglich etwas Neues zu erfahren. Desshalb wird in der „Gestalt“ viel experimentiert. Wie fühlt es sich an einmal laut „Nein!“ zu sagen? Oder „ja“?
5. Kontakt: Ein wesentliches Kernprinzip der Gestalttherapie ist der „Kontakt“, von dem beispielsweise Buber schreibt: „Der Mensch wird am Du zum Ich“. Gemeint ist damit, dass wir Menschen in sozialen Beziehungen wachsen und reifen – zu Partner:innen, Freund:innen, Familie, aber auch beruflich. Diese Aussage wird durch umfangreiche empirische Forschung zur Therapiewirksamkeit vollumfänglich bestätigt (Warschburger, 2009). Es ist damit die „therapeutische Beziehung zwischen Klient:in und Therapeut:in“, welche Maßgeblich über die Wirksamkeit entscheidet (Wampold, 2001). Dazu gehören eine gemeinsame Allianz, Einigkeit über Ziele, Empathie auf therapeuticsher Seite, sowie Kooperation (Schmidt und Traub, 2003)
Angebot
Meine Leistungen
Gestalttherapie
Empfehlungen
DVG
Deutsche Vereinigung für Gestalttherapie e.V.
Der deutsche Dachverband der Gestalttherapie.
Social Media
Kanäle, denen Sie unbedingt folgen sollten
- spannende Interviews in der Gestaltcommunity: https://www.youtube.com/@gestaltcafemitkatharinarenke
Bücher
Bücher zum Thema, die Ihnen weiterhelfen können
- umfangreiche Literatur:
- Philosophische Grundlagen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ich_und_Du_(Buber)
- Studie über Gestalttherapie weltweit: https://ddgap.de/forschung/
Rechtliche Grundlagen
Das könnte Sie auch interessieren:
- Strafgesetzbuch (StGB) § 203 Verletzung von Privatgeheimnissen: https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__203.html
- Das Arbeitsschutzgesetzt als rechtliche Grundlage einer psychischen Gefährdungsbegutachtung: https://www.gesetze-im-internet.de/arbschg/__5.html
Informationen
Veröffentlichungen
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